Mit einem lauten Rattern fahren Hunderte von Zeitung pro Sekunde an einem Laufband von einem zum anderen Arbeitsplatz in der Druckerei der Rhein-Zeitung in Koblenz. Die Augen können der Bewegung kaum folgen.
Diese und noch weitere Eindrücke durfte die Klasse 8a des Mittelrhein – Gymnasiums am Mittwoch, dem 31. Oktober 2018, bei ihrem Besuch des Druckzentrums der Rhein – Zeitung in Koblenz mitnehmen.
Die Rhein-Zeitung ist mit 637.000 Lesern, 171.756 Exemplaren verkaufter Auflagen, 580 Mitarbeitern, 16 Lokalen Standorten und einer Druckerei im Wert von insgesamt 70 Millionen Euro die zweitgrößte Zeitung in Rheinland-Pfalz.
Die Zahl der verkauften Zeitungen sinkt jedes Jahr durch die Evolution des Internets, trotzdem wird versucht vor allem junge Menschen dazu zu bringen, Zeitung zu lesen. Deshalb gibt es die Rhein-Zeitung in ganz verschiedenen Ausgaben, wie print, so nennt man die gedruckten Zeitungen, Online, in der Handy-App oder als E-Paper.
Nachdem die 8. Klasse im Deutschunterricht den Aufbau von Zeitungen und Zeitungstexten analysiert und selber Berichte verfasst hatte, sollte eine Praxiserfahrung nicht fehlen. Deshalb wurden die 27 Schülerinnen und Schüler und ihre Begleitpersonen Herr Dr. Eisbrenner und Herr Feder pünktlich um 9.30 Uhr von drei Auszubildenden im modernen Druckzentrum begrüßt. Nach einem Erfrischungsgetränk gab es erst einmal einen Vortrag, bevor es hinunter ins Papierlager, dem Beginn der Führung, ging.
Das Papierlager hat eine maximale Kapazität von 1.400 Tonnen in Rollen verpackten Papier, eine Temperatur von 21° und einer Luftfeuchtigkeit von 50%. Das Papier der Rheinzeitung ist zu 99,99% recycelt. Eine Rolle Papier hat ausgerollt eine Länge von 30 km. Es ist circa die Strecke von Koblenz nach Montabaur! Sobald eine Rolle benötigt wird, wird diese mehrmals gewogen, mit und ohne Verpackung. Nach dem Wiegen wird sie in ein Tageslager gebracht, in dem die Rollen Papier maximal drei Tage liegen können. Das liegt daran, dass Magnetstreifen, die dafür sorgen, dass eine durchgängige automatisierte Papierversorgung zustande kommt, danach ihre Anziehungskraft verlieren. Sobald eine neue Rolle benötigt wird, holt ein AGV, ein Automated Guided Vehicle, eine Papierolle. Das AGV ist fahrerlos, es orientiert sich an Sensoren an den Regalen.
Es wurde der Klasse von den drei Auszubildenden und mehreren Mitarbeitern erklärt, dass die Rhein-Zeitung die Plattenbelichtung als Druckmethode benutzt. Es wird das Offset Druckverfahren verwendet. Dabei werden auf verschiedenen Platten kleine Punkte in den vier Farben beleuchtet und diese Platten bedrucken dann das Papier. Für 760 Platten brauchen sie eine Stunde. Im Besitz der Druckerei sind drei Plattenbelichter, einer kostet 150.00 Euro. Die benutzten Platten sind aus Belgien und recycelt. Die Drucker überprüfen die Qualität der Bilder und die Farben. Fehlerhafte Zeitungen werden sofort aus dem Verkehr gezogen. Vorteilhaft ist, dass immer zuerst Probeexemplare gedruckt werden, die von einem Mitarbeiter geprüft werden. Es sieht lustig aus, wenn beim ersten Durchgang eine Seite nur aus den Teilen besteht, die rot sind.
Jede Druckfarbe, die verwendet wird, bekommt eine eigene Platte und wird nacheinander aufgedruckt. Wenn die Druckmaschine im kleinsten Stück ausrutscht, ist das ganze Bild und somit die Seite ruiniert.
Die drei Druckmaschinen, die das Druckhaus verwendet, wiegen so viel wie 20 Pottwale, und eine alleine kostet acht Millionen Euro.
Ganz unten im Keller werden vom AGV die Papierrollen eingesetzt. Das Papier wird mit einer Geschwindigkeit von 45 km/h nach oben zu den Maschinen transportiert. Dann wird das Papier über die zuvor eingesetzten Druckplatten gezogen. Danach wird die Zeitung zur Schneidemaschine transportiert wo diese während sie von Nadeln festgehalten wird geschnitten wird, trocknet und danach gefaltet wird. Die Druckmaschine produziert damit 45.000 Exemplare pro Stunde. So entstehen dort nicht nur die Rhein-Zeitung, sondern auch andere Zeitungen (z. B. aus Bonn). Es wird mit der Zeitung angefangen, die den längsten Lieferweg aufweist.
Bei der Weiterverarbeitung werden die Werbebeilagen von zum Beispiel Media Markt, Saturn oder ähnlichen Firmen einsortiert. Die Anzeigen, die im Jahr verarbeitet werde, beträgt eine Anzahl von ungefähr 50 Millionen. Die Druckzeit ist hauptsächlich nachts, damit die Zeitung frühmorgens beim Leser sein kann.
In der großen Versandhalle, die die Klasse stauend bewunderte, werden die Zeitungspakete eingescannt und automatisch zu der richtigen Rampe transportiert, wo der Zusteller sie direkt in seinen Kofferraum packen kann. Nächtlich gibt es Änderungen an den Wegen und die Uhrzeit der Zustellungen ist abhängig von den Postplätzen. Nicht verkaufte Zeitungen werden „körperlose Zeitungen“ genannt und vernichtet.
Nach der gut einstündigen Führung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen, was sie ausgiebig taten. Nach einem herzlichen Dank an unsere netten und sehr gut informierten Führer und versehen mit einer Fülle von Eindrücken und neuem Wissen trat die Klasse den Heimweg an. Von jetzt ab sehe ich eine Zeitung mit anderen Augen an als zuvor. In diesem „analogen Medium“ steckt sehr viel moderne Technik und hochqualifizierte Arbeit. Kein Auslaufmodell.
Nick Quint, Klasse 8a
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