„Politikverdrossenheit unter Jugendlichen als Krankheit unserer Demokratie?!“
Politik in die Lebenswelt der Jugendlichen bringen war das Ziel des Sozialkundeleistungskurses der Jahrgangsstufe 12 des Mittelrhein-Gymnasiums unter Leitung von Frau Victoria Bardel und, um dies zu tun, luden sie am 01.06.2017 unterschiedliche Vertreter von Jugendparteien ein. So erschienen Martin Reis (Junge Union), Luca Lichtenthäler (Junge Liberale), Dennis Feldman (JUSOS) und Cornelius Persdorf (Junge Alternative), um über das Phänomen der Politikverdrossenheit unter Jugendlichen zu debattieren.
„Jugendliche sollten schon früh an Themen der Politik herangeführt werden, was sich viele auch wünschen.“ Mit diesen Worten begann Klaudia Heck-Ritter, Schulleiterin des Mittelrhein-Gymnasiums die Eröffnungsrede der Podiumsdiskussion. Sie verwies darauf, dass die 17. Shell Jugendstudie politisches Interesse unter Jugendlichen durchaus im Aufwind sehe. „Doch warum erreichen Sie uns dann nicht?“, fragte Evelin Gerter, eine der Moderatoren und Schülerin des Leistungskurses. Dieser und weiteren Fragen mussten sich die Debattanten stellen. Der Sozialkundeleistungskurs setzte auf zahlreiche Studien und Statistiken, um unterschiedliche Facetten des Phänomens zu beleuchten.
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So zeigten sie beispielsweise, dass politisches Interesse zwar im Aufwind sei, belegten jedoch auch, dass politisches Engagement sich vornehmlich durch Proteste, Petitionen und Boykotte zeige, sich jedoch zu wenig Jugendliche innerhalb von Parteien engagierten. „Der Altersdurchschnitt in der CDU liegt laut einem aktuellen Bericht der Tagesschau bei 60 Jahren. Warum scheitern die Parteien an der Rekrutierung von Jugendlichen? Ist es eher eine Parteienverdrossenheit? Spiegeln die Parteien nicht die Interessen der Jugendlichen wieder? Sind ihre Werte und Ansichten schlicht veraltet?“, fragte Lino Schlass, ebenfalls Moderator, und versuchte damit zu ergründen, warum Jugendliche heute den traditionellen politischen Institutionen so wenig zu vertrauen schienen.
„Problematisch wird es, wenn wir ein falsches Verhältnis haben zwischen rüstigen Rentnern, die sich politisch engagieren, und frustrierten Jugendlichen“, so Persdorf. „Seien wir mal ehrlich: Es gibt bestimmte Themen, die Jugendliche in der Parteiarbeit nicht interessieren. Auch ich hab mich damals nicht in der Ortspartei dafür interessiert, ob ein Gullideckel schief hängt. […] Ich hab mich eher dafür interessiert coole Aktionen zu machen und mich einzusetzen. […] Das ist glaube ich wirklich ein großes Problem, und das muss man angehen, um gegen Politikverdrossenheit anzugehen. Politik muss Themen ansprechen und Aktionen machen, die Jugendliche interessieren.“, so Feldmann.
Reis hingegen betonte, dass gerade kommunalpolitische Fragen Möglichkeiten böten in der eigenen Heimat ganz konkrete Anliegen anzugehen. „Gerade Projekte vor Ort, sei es ein neuer Bolzplatz oder ganz klassisch der Skatepark, bieten uns Möglichkeiten etwas voranzutreiben, denn gerade dort liegen hohe Erfolgschancen. Häufig ist es so, dass gerade die älteren Parteimitglieder es sich gar nicht leisten können eine Blockadehaltung einzunehmen, wenn eine Gruppe junger Menschen kommt, die etwas bewegen wollen. Daher kann ich nur dazu einladen, wenn ihr bestimmte Projekte habt, die euch am Herzen liegen, da tatsächlich tätig zu werden.“
Des Weiteren widmete man sich auch weiteren Problemfragen wie dem Einfluss von Medien auf die politische Willensbildung von Jugendlichen, welche Chancen aber auch welche Gefahren sich dadurch böten.
Abschließend versuchte man Lösungsvorschläge zu ergründen und diskutierte auch auf Grundlage eines Gedankenexperiments die Einführung einer Jugendquote auf Landeslisten.
„Was die Parteien und Jugendorganisationen tun können, ist sich öffnen. Was ihr tun könnt, ist erstmal reinschnuppern, den Kontakt suchen – man muss ja nicht gleich Mitglied werden. Wenn man aber das grundlegende Weltbild teilt, dann kann man dort eben auch seinen eigenen Input einfließen lassen und wirklich was verändern“, so Lichtenthäler. Allerdings bestand zwischen den Debattanten Einigkeit darüber, dass man nicht nur Parteien in der „Bringschuld“ sähe, sondern Jugendlichen auch eine gewisse „Holschuld“ zukäme – um erfolgreich gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen zu können, müssen beide Seiten aufeinander zugehen und vielleicht beide die alten Vorurteile gegenüber einander ablegen. Kooperation sei hier das Schlagwort – nur so ließen sich arbeitsteilig gemeinsame Ziele erreichen.
Verfasser: V. Bardel
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